Unsere Geschichte

Ende 1990 arbeite ich (Ilona Külen) in der Gastronomie, sitze das erste Mal an einem Mac („Mäusekino“) und erstelle Serienbriefe mit Word und eine Adressdatei mit FileMaker. Ein mitunter abenteuerlicher Einstieg in das Zeitalter der PCs. Und alles zunächst nach dem Prinzip Versuch und Irrtum, wenn Christian grad nicht da war. 

Fotos musste man entwickeln lassen, einscannen und per Diskette zum Rechner tragen (der sie dann, wenn überhaupt, in Schwarzweiß anzeigte …). 

Die Telefone waren noch mit einem Kabel mit der Wand verbunden – und telefonieren war teuer. Internet kannte noch keiner; das Wort E-Mail existierte auch noch nicht, aber wir (Kron DTP) hatten eine Mailadresse mit vielen Ziffern von der Telekom. Es kam aber nie ein Mail an, glaub ich. 

Der Mac hatte mindestens 20 Schriftarten zur Auswahl, damit konnte man tolle Sachen machen (im Vergleich zur elektrischen Schreibmaschine …). 

1993 folgte ein weiterer, abenteuerlicher Schritt: Die Gewerbeanmeldung war ein Kampf mit der Bürokratie, vergleichbar Don Quijotes Angriff auf die Windmühlen. Den Ämtern war der Begriff „DTP“ völlig unbekannt, und ich musste erst ewig mit der Handwerkskammer verhandeln, die mich zum Schriftsetzer machten und einen Meisterbrief wollten. Dabei konnte man in diesem neuen Gewerbe ja noch nicht mal eine Ausbildung machen … 
Und was „DeskTopPublishing“ ist, musste man wirklich jedem erklären.

Ich erfasste Texte für Romane, setzte Diplomarbeiten (in PageMaker) und Speisekarten. 
Die Bildschirme sind mittlerweile farbig (und „gefühlt“ riesengroß – ein wenig größer als der iPad-Bildschirm heute, aber nicht so gut aufgelöst). 
Für das Geld, das ich in die digitale Erstausstattung an Hardware steckte, würde man heute mehr als 10 Computer bekommen. 

Es ging geschäftlich gut voran. Die Aufträge wurden mehr, größer und komplexer, daher entstanden Partnerschaften. Aus mir, der „Einzelkämpferin“ Ilona Külen, wurde Kron & Grosche, dann Külen & Grosche. Große Druckereien und Werbeagenturen waren die wichtigsten Kunden. Damals hieß die Devise: Computer-to-Film. Ein großer Filmbelichter war zu der Zeit das teuerste Gerät der Firma, die in der Altstadt Augsburgs, unweit des Doms, residierte. Noch wurden fast ausschließlich Computer der Firma aus Cupertino verwendet. Sie erledigten die nötigen Aufgaben einfach zuverlässiger. Im Haus in der Heilig-Kreuz-Straße waren viele Firmen der Medien- und Werbebranche untergebracht.  

Mit „MiMo” waren Texter und Redakteure in der Nachbarschaft, die mit verantwortlich wurden für eine Neuorientierung, die zunächst eher durch Zufall entstand, aber bald konsequent verfolgt wurde. Satzdienstleistung und Filmbelichtung waren uns nicht mehr „ausreichend“. Wir übernahmen vermehrt Gesamtproduktionen von der Autorensuche über Lektorat/Redaktion, Layout/Satz bis zum druckfertigen pdf. Bald ging der Filmbelichter an den meistbietenden Interessenten, eine griechische Firma, das war auch höchst an der Zeit. Computer-to-plate war die neue Technik. Wir wurden im Gegenzug kreativer und „geistiger“. Kein schlechter Tausch. 

Der erste große Auftrag in dieser Richtung war die „Renovierung“ der Abi-Box des S. Fischer-Verlags. Dies sollte die Richtung vorgeben für künftige Aufträge. Wir wurden Spezialisten für Schulbücher und Lernhilfen in Redaktion und Satz. Wichtigster Teilbereich dabei wurde der Satz für Mathematik und Physik. Das kann nicht jeder so gut! 
Wir steuerten und überwachten die Produktion von Audio-CDs mit Rechtschreibdiktaten oder englischsprachigen Hörverständnisübungen. Die Texte dafür gingen durch unsere redaktionellen Hände. 

Ab der Jahrtausendwende und mit den vermehrten Kontakten zu Schulbuchverlagen verlagerte sich auch die Technik des Hauses. Vermehrt kamen Windows-Rechner zum Einsatz. Inzwischen sind die Macs bei uns in der Minderheit. 

2001 zogen wir aufs Land, da hieß die Firma „nur“ noch imprint Ilona Külen. Der Umzug hatte einen einfachen Grund. Ich und mein Mann lebten bereits in Gabelbach, einem Ortsteil von Zusmarshausen, und die Doppelhaushälfte nebenan wurde frei, ein idealer Ort für konzentriertes Arbeiten. Leben und Job ließen sich so besser vereinen. 

Das einzige Problem war, dass nach wenigen Jahren die Geschwindigkeit der Internetanbindung für viele Aufgaben zu niedrig wurde. Aber auch das ließ sich lösen. Wir ließen Glasfaser verlegen und machten uns so auch bei der Nachbarschaft beliebt. Highspeed im „Dorf“ war damals noch Mangelware! Azubis kamen und blieben meist und die Doppelhaushälfte war bis unters Dach gefüllt mit fleißigen Mitarbeitern. 

Seit Corona ist jetzt wieder alles anders. Bei uns gab es schon lange vor Corona HomeOffice, einfach um allen mehr Flexibilität zu ermöglichen. Und bei der letzten großen Software-Umstellung haben wir schon auf Laptops mit zwei Docking-Stations umgestellt, weil ich doch irgendwie ahnte, dass das “Modell HomeOffice” Zukunft haben wird, auch wegen besserer Work-Live-Balance. 

Als es dann soweit war und wir wegen der Lockdowns einfach umstellen mussten, ging das also dann relativ problemlos und alle haben super mitgemacht. Anfängliche Kommunikationsprobleme wurden recht schnell beseitigt, wo früher dank Kaffeeküche alle sowieso alles mitbekamen, musste man jetzt mehr schriftlich fixieren. So verteilten sich die Arbeitsplätze von Ulm (Annika) bis München (Alex) und so langsam gewöhnten sich (fast) alle daran und fingen an, die Vorteile zu genießen. 

Das konnte unseren Teamgeist nicht mindern. (Fast) tägliche Teams-Konferenzen gaben uns weiterhin den Zusammenhalt, den wir gewohnt waren. Im Endeffekt hat sich für uns bis auf die örtliche Trennung also nicht sehr viel verändert! 

Auch nach Corona wollten die meisten im Homeoffice bleiben – und den anderen war es im Büro ohne die Kolleg:innen auch zu öde … Nur Brigitte, Elli und Anschy haben ihren permanenten Arbeitsplatz noch in Gabelbach (und ich natürlich), die anderen arbeiten von Zuhause aus – oder eben von da, wo sie grade sind … So wurden nicht nur die Arbeitsorte sondern auch die Arbeitszeiten flexibler. Die Büro-Doppelhaushälfte ist inzwischen vermietet. Und einmal pro Monat treffen wir uns zum Essen (und Trinken v.a. antialkoholischer Cocktails …). Auch die Kunden wundern sich inzwischen nicht mehr über Mails, die zu komischen Zeiten gesendet werden.